Coregonus
Aus den Archiven zum angewandten Artenschutz: Biodiversitätsmonitoring der Coregonen in Österreich
Aus den Archiven zum angewandten Artenschutz: Biodiversitätsmonitoring der Coregonen in Österreich
Coregonen (Gattung Coregonus, Familie der Salmoniden), in Österreich meist als Reinanken bezeichnet, in Bayern als Renken, am Bodensee und in der Schweiz als Felchen, haben einen bedeutenden wirtschaftlichen Wert und werden intensiv befischt. Die intensive Nutzung bedroht jedoch die (genetische) Integrität wildlebender Populationen und Arten, von denen einige aufgrund der Entstehung von Hybridschwärmen und der Veränderung ihres Lebensraums (Wasserqualität und Topographie/Verlagerung von Laichplätzen) sogar als ausgestorben gelten. Gleichzeitig stellen Coregonen eine der taxonomisch anspruchsvollsten Gruppen unter den Süßwasserfischen Europas dar. Solange Arten nicht eindeutig unterschieden werden können, gestaltet sich ihr Schutz als unmöglich. Das Nicht-Erkennen oder Übersehen verschiedener Arten könnte daher die Hauptursache für ihr Aussterben sein.
Einige Coregonenarten werden außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes gezüchtet und als Jungfische ausgesetzt, was zur Bildung von Hybridbeständen führt. Laut der Roten Liste der Fische (Pisces) Österreichs (2007) gibt bzw. gab es in Österreich sieben heimische Arten, von denen vier als gefährdet gelten und eine als weltweit ausgestorben. Es gibt außerdem fünf Populationen (z.B. aus dem Traunsee), die als potenziell gefährdet eingestuft werden, eine davon als vom Aussterben bedroht, und bei vier Populationen ist die Datenlage unzureichend, so dass eine Einstufung nicht möglich war.
Dennoch gibt es Hoffnung. In einer wissenschaftlichen Studie über österreichische Coregonen (2011) wurden ursprüngliche Arten in einigen Seen nachgewiesen. Um die genetische Integrität dieser Bestände zu bestätigen, müssen diese jedoch mit historischen Daten aus der Zeit vor der intensiven Nutzung (die etwa in den 1950er Jahren begonnen hat) verglichen werden. Wenn in Österreich noch Reste ursprünglich heimischer Arten existieren, ist es dringend notwendig, Schutzmaßnahmen zu definieren, um diese zu schützen. Beispielsweise sollten Besatzmaßnahmen ausschließlich mit heimischen Arten durchgeführt werden.
Das Team der Fischsammlung des Naturhistorischen Museums Wien, dem Forschungsinstitut für Limnologie, Mondsee der Universität Innsbruck (Institut Mondsee) und dem Institut für Gewässerökologie und Fischereiwirtschaft des Bundesamtes für Wasserwirtschaft Scharfling besitzt Expertise in kryptischen Biodiversitätserhebungen, taxonomischen Arbeiten auf Basis morphologischer und molekulargenetischer Methoden sowie im Bereich der Gewässerökologie. Es setzt sich aus Experten zusammen, die an der Roten Liste der Fische Österreichs mitgearbeitet haben, sowie den angesehensten österreichischen Experten für Coregonen. Das meiste Material, sowohl historisch als auch aktuell, ist bereits in den Sammlungen der drei Institutionen vorhanden, wodurch mit der Projektarbeit unmittelbar begonnen werden kann.
Abbildung 5: Historische Schuppensammlung der Coregonen am Institut für Gewässerökologie und Fischereiwirtschaft des Bundesamtes für Wasserwirtschaft Scharfling.